Koordinaten für den eigenen Kurs auf Weihnachten zu
Arno Backhaus fragt sich einmal: „Was ist Weihnachten?“
Fest des dreizehnten Gehaltes,
Fest des abgeholzten Waldes,
Fest des Schenkens und Besuchens,
Fest des Bratens und des Kuchens,
Fest der Kerzen und der Lichter,
Fest der festlichen Gesichter,
Fest des Rundfunkdauerlaufes,
Fest des Spielzeugwarenkaufes,
Fest der Briefe und der Karten,
Fest der Gänse und Poularden,
Fest der Träume und des Wähnens,
Fest der Rührung und des Sehnens,
Fest der friedensseligen Reden,
Fest der Flöten statt Trompeten,
Fest der Leeren und Zerstörten,
Fest der Blinden und Betörten,
Fest der weggespülten Klarheit,
Fest der unterschlag‘nen Wahrheit
Wann, o Mensch, wird’s offenbar
was das Fest nun wirklich war?
Vielleicht erschließt sich das Geheimnis von Weihnachten gerade über die Musik? Denn immerhin eröffnete der „Chor der himmlischen Heerscharen“ mit seinem „Gloria“ (Lukas 2,13f) die einstige Weihnachtsfreude.
In Musik und Liedern werden persönlichste Erfahrungen gepackt: Welchen weihnachtlichen Glanz lassen also andere Komponisten in ihren weihnachtlichen Liedern entdecken?
- „Driving‘ home for Christmas“ von Chris Rea verbindet Weihnachten mit „daheim sein, ein Zuhause erfahren“. Weihnachten eröffnet also einen Raum, in dem ich ganz bei mir und ganz daheim sein kann, wie ich bin.
- „We wish you a merry Christmas“ erzählt von guten Botschaften und freundlichen Geschenken. Weihnachten eröffnet hier einen Raum, in dem ich beschenkt werde und mich als beschenkt erfahre.
- „Komm‘, sag‘ es allen weiter“ lenkt die Aufmerksamkeit auf die Hirten, die mit geringstem Besitz ohne große Bleibe draußen auf dem Feld froren. Sie setzt Weihnachten ins Licht, sie erfahren mit Weihnachten einen Raum, wo sie nicht länger im Schatten der Erfolgreichen oder am Boden der Gesellschaft sind, sondern wo der Spot ihr Leben erhellt und wertschätzt.
- „Rudolph the red-nosed reindeer“ erzählt kompakt die wunderschöne Geschichte einer Verwandlung: Die rote Nase des Rentiers Rudolph, die bisher ihm nur ein Gehänseltwerden eingebracht hatte, wird zur wichtigen Gabe am Schlitten des Nikolaus (oder Weihnachtsmanns). Weihnachten eröffnet also einen Raum, in dem ich reifen darf, nicht abgestempelt in der Schublade stecke (durch mich selbst oder durch andere), sondern mich immer wieder noch anders entdecken darf.
- „Oh, du fröhliche“ jubelt über die gnadenbringende Nähe Gottes in Jesus: Der große Gott macht sich ganz klein, um seinen Menschen auf Augenhöge zu begegnen. Weihnachten also ein Raum, der die Freundschaft Gottes zu uns nah spüren lässt.
Wenn du diese Raum-Spuren als Koordinaten nimmst: Zu welchem Raum zieht es dich in diesem Jahr? Wohin lockt dich die tiefere Sehnsucht in dir? Vielleicht musst du dir dafür die Songs sogar anhören?
Und wann, woran würdest du merken, dass dich dort der weihnachtliche Glanz erreicht hat?
Steffen Kaupp
Foto: Stefan Morgenstern
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