Geteilte Erinnerungen
Ein Ehemaligen-Nachmittag auf der Karlshöhe
Bericht von Helen Slusar
Insgesamt 20 Frauen und Männer haben sich für das Treffen angemeldet. Ab 15 Uhr ist das Treffen eröffnet – die Besucher trudeln langsam herein und setzen sich an die sommerlich gedeckten Tische. Pfarrer Steffen Kaupp macht sich schon bereit und stimmt noch ein wenig seine Gitarre. Als jeder sich einen Sitzplatz ausgesucht hat, beginnt das Treffen nun offiziell. Zwischen persönlichen Erzählungen singt er ein breites Repertoire an Liedern: vor allem christliche Lieder aber auch ein Bett im Kornfeld, bei dem die Gäste besonderes mitgesungen haben.
Anschließend erfahren die Anwesenden die Neuigkeiten über die Karlshöhe und neue Mitarbeitende stellen sich vor. Das hat Tradition und freut die Ehemaligen, die oft auch große Teile ihres Berufslebens auf der Karlshöhe verbracht haben. Auf Marie-Christin Bock, die neue Geschäftsbereichsleiterin der Altenhilfe folgt Ira Wagner, seit kurzem Ehrenamtskoordinatorin der Karlshöhe. Beide werden mit großem Interesse begrüßt, beantworten viele Fragen und werden anschließend mit hörbarem Applaus bedacht.
Traumerfüllung durch die Karlshöhe
„Eigentlich sollte ich das frühere Geschäft von meinem Vater übernehmen“, erzählt Ilse Gemeinhardt. Nach ihrer Ausbildung als Bürohelferin hat sie dies dann auch für sechs Jahre getan. Doch eigentlich war ihr Traum schon immer Lehrerin zu werden, was ihr durch die Karlshöhe ermöglicht wurde. Denn Ilse Gerhardt hat die Chance bekommen, Menschen mit Behinderung zu unterrichten. Mit den Worten „der liebe Gott hat es geleitet“ erklärt Ilse Gemeinhardt diesen Zufall. Damals lehrte sie für die Ausbildung als Bürohelfer und Bürofachhelfer. Als etwas „ganz Besonderes“ beschreibt sie diese Zeit. Die Ferien verbrachte sie immer mit ihrem Mann, der Lehrer an einem Gymnasium für Deutsch und Englisch war. Später wurde Ilse Gemeinhardt eine Stelle als Lehrerin für die deutsche Sprache bei der Karlshöhe angeboten, doch dies war ihr dann zu viel: „Man wird einfach älter und es ist wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen“. Die in Möglingen wohnende Senioren ist jedes Mal hier und erfreut sich immer wieder an den vertrauten Gesichtern.
Langjähriges Ehrenamt
Manche Begegnungen an diesem Nachmittag wirken wie ein Wiedersehen unter alten Freunden. So auch bei Ilse Gemeinhardt und Christel Raabe, die sich schon aus gemeinsamer politischer Zusammenarbeit außerhalb der Karlshöhe kennen. Heute sitzen sie wieder an einem Tisch, als wäre kaum Zeit vergangen. Gebürtig kommt Christel Raabe aus Jemen, der DDR. Doch 1988 beschließt sie einen Ausreiseantrag nach Ludwigsburg zu stellen, denn ihre Kinder und Eltern leben bereits in Westdeutschland. Da im Westen ihr Examen nicht anerkannt wurde, hat sie zuerst im Seniorenheim die Bewohner betreut. Daraufhin war sie im Haus der Religionspädagogik und anschließend bei einer psychiatrischen Einrichtung. „Ich kam dort mit jemandem ins Gespräch, der mir gesagt hat, dass Unterstützung im sozialen Bereich dringend benötigt wird“, erzählt Christel Raabe. Daraufhin wird sie eingestellt und bleibt dort für sieben Jahre. „Menschen mit Demenz haben Zeit“, sagt Christel Raabe und beschreibt das dortige Umfeld als sehr familiär. Mit ihrem Nebenexamen in Senioren-Seelsorge macht die 88-Jährige auch heute noch ehrenamtliche Besuche in Seniorenheimen oder im Krankenhaus. „Ich nehme mir Zeit zuzuhören, auch wenn die Menschen nicht gut gelaunt sind. Manchmal haben die Leute eben ein Hoch oder ein Tief“.
Wiedersehen beim alten Arbeitsplatz
Überhaupt zeigt sich, wie viele vertraute Wege wieder zusammenfinden. Denn auch Katharina Hallmen und Heidi Stein blicken auf gemeinsame Jahre zurück. Sie haben früher zusammen in der Zentralküche gearbeitet. Katharina Hallmen arbeitete für 21 Jahre und beschreibt diese Zeit als schöne Erinnerung. Ihre Arbeitszeit ging immer von 6:00 Uhr bis 13:30 Uhr und sie hat „alles getan, was es zu machen gab“. Heute wohnt sie in Erdmannhausen und trifft sich ab und zu mit ihrer damaligen Chefin Heidi Stein. Nach ihrer Ausbildung als Wirtschaftlerin, war sie zuerst für 30 Jahre Küchenleiterin und anschließend Hauswirtschaftsleiterin. Dass sie schon immer hier ist, liegt an den Kollegen und daran, dass es ihr schon immer sehr viel Spaß gemacht hat. „Ich habe unteranderem die Organisation gemacht“, erklärt Heidi Stein. Heute ist sie das erste Mal beim Treffen dabei, da sie eine Einladung per Post erhalten hat.
Als sich der Vormittag dem Ende zuneigt, leeren sich langsam die Tassen und die Gespräche werden leiser. Doch was bleibt, ist mehr als nur ein gemeinsamer Kaffee: Es sind die Begegnungen. Vertraut, lebendig und geprägt von geteilten Erinnerungen. Für viele ist der Treffpunkt mehr als nur ein Termin im Kalender. Er ist ein Ort, an dem Verbundenheit spürbar ist und an dem sich alte Wege immer wieder kreuzen.
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