Heimkinder

Der Prozess der bisherigen Aufarbeitung führte zu einer Dokumentation in Buchform

Die Stiftung Karlshöhe Ludwigsburg hat in engem Zusammenwirken mit Betroffenen, ehemaligen Mitarbeitenden, dem Diakonischen Werk Württemberg, Fachwissenschaftlern, Medien und Öffentlichkeit ihre Heimkinder-Thematik zwischen 1950 und 1970 bearbeitet.

Dabei wurde insbesondere die Alltagssituation in der Heimerziehung der 1950-er und 1960-er Jahre thematisiert, die von der so genannten „schwarzen Pädagogik“ geprägt war. Diese setzte häufig vor allem auf Strenge und Strafe, was für viele ehemalige Heimkinder zur schweren seelischen Verletzung und Belastung im Leben wurde. In vielen Kinderheimen dieser Epoche kam es zusätzlich zu vielfältigen Übergriffen gegen die Kinder – bis hin zu sexualisierter Gewalt.

Im offenen Dialog mit allen Beteiligten ist auf der Karlshöhe im Jahr 2015 als vorläufiges Ergebnis die Dokumentation „Kein Zuhause für die Tränen“ entstanden, die an dieser Stelle kostenfrei heruntergeladen werden kann.

Aufarbeitung in den Medien

Dieser Prozess wurde nicht nur von lokalen, sondern auch von regionalen und überregionalen Medien aufgegriffen, so berichtete die FAZ (21.4.2009) aus den Erinnerungen des ehemaligen Erziehers Werner Hertler.
Die Ludwigsburger Kreiszeitung hat insbesondere intensiv über die Aufarbeitung auf der Karlshöhe berichtet (Auswahl):

  • 20.04.2010: Ein Kinderheim lernt aus den Fehlern der Vergangenheit
  • 18.04.2009 Die Karlshöhe hat Schutz und Orientierung geboten
  • 07.03.2009: Eine Kindheit zwischen Zwang und Disziplin
  • 18.02.2009: Karlshöhe bereit zur Wiedergutmachung
  • 13.02.2009: Karlshöhe steht zu früheren Fehlern
  • 20.04.2010: Inzwischen hat jedes Kind einen Bezugsbetreuer

    Verbandliche Aufarbeitung und Bitte um Verzeihung

    Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und das Diakonische Werk der EKD (heute: Diakonie Deutschland) haben 2011 die ehemaligen Heimkinder, die in kirchlichen oder diakonischen Einrichtungen betreut wurden, öffentlich um Verzeihung gebeten. Auch die Stiftung Karlshöhe Ludwigsburg hat ihre ehemaligen Heimkinder im Rahmen ihres bisherigen Aufarbeitungsprozesses um Verzeihung gebeten – das gilt auch für die Gegenwart. 

    Die EKD hat ein umfangreiches Infoportal der Aufarbeitung der Heimkinder-Thematik in Diakonie und Kirche aufgebaut.
    Im Januar 2024 sind im Kontext der ForuM-Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt weitere Informationsplattformen von EKD und Diakonie hinzugekommen, die auch zu Hilfeangeboten führen.

    Lehren und präventive Konzepte

    Verantwortung zu übernehmen, heißt auch Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit zu ziehen. Deshalb werden die fachlichen Prozesse der Weiterentwicklung in der Kinder- und Jugendhilfe auf der Karlshöhe stets sehr bewusst wahrgenommen.

    Das Fachpersonal ist seit Jahrzehnten pädagogisch erheblich besser ausgebildet und besteht neben Jugend- und Heimerzieher*innen überwiegend aus studierten Sozialpädagog*innen, die Kinder- und Jugendlichen sind nicht mehr in einer Heim- und Anstaltssituation, sondern in stationären Wohngruppen untergebracht; der Betreuungsschlüssel ist besser als in den 1950-er bis 1970-er Jahren; professionelle Elternarbeit ist selbstverständlich, oberstes Ziel ist, wo immer möglich, die Rückführung in die Herkunftsfamilie. Jedes Kind hat einen Bezugsbetreuer und es wird nach dem Konzept individueller Hilfen gearbeitet und die Vernetzung mit psychologischer Beratung gesucht.

    Es wurden Formen der Beteiligung geschaffen wie Gruppenabende oder Gespräche mit den Bezugsbetreuenden, durch die Probleme umgehend thematisiert werden. Regelmäßige Fallbesprechungen und Risikoanalysen sowie präventive Mitarbeitenden-Schulungen gegen Macht- und Autoritätsmissbrauch sind Standard. Die Kinder- und Jugendhilfe der Karlshöhe hat ein bereichsbezogenes Schutzkonzept vor sexualisierter Gewalt entwickelt und es gibt unabhängige zentrale Anlaufstellen für Betroffene von sexueller Gewalt.

    Seit dem Jahr 2022 entwickelt die Karlshöhe ergänzend zu den Schutzkonzepten der verschiedenen Hilfebereiche ein bereichsübergreifendes Schutzkonzept vor sexualisierter Gewalt. Einzelne Bausteine wie die Organisations- und Risikoanalyse sowie verpflichtende Schulungsangebote für Mitarbeitende sind bereits etabliert.

    Ehemalige Heimkinder der Karlshöhe oder auch ehemalige Mitarbeitende können sich selbstverständlich jederzeit an uns wenden. 

    Ansprechpartner

    Wenden Sie sich bitte an:

    Servicebereich Kommunikation
    Michael Handrick
    Leiter und Pressesprecher
    Kontakt: Michael.Handrick@karlshoehe.de, Tel. 01741 965-115.

    Oder direkt an den Vorstand der Stiftung Karlshöhe.