Adventszeit: Leben aus dem Koffer?
Wir warten – ein Leben lang sind wir dabei zu warten: Schon Kinder warten ja auf neue Spielsachen, um der Langeweile in überfüllten Kinderzimmern zu entgehen. Jugendliche warten auf die große Liebe des oder der einen, der dann die graue Welt rosa macht. Und Erwachsene warten auf „bessere Zeiten“, auf bessere Zeiten in Gesellschaft oder in der eigenen Familie, darauf, dass die Kinder erwachsen werden und man wieder mehr eigene Zeit findet. Und mancher von ihnen wartet vielleicht deshalb schon insgeheim auf den Vorruhestand. Und die älteren Menschen unter uns warten – ja, worauf warten sie eigentlich??
Wir Menschen warten – wir warten am Morgen auf die Post, weil wir auf ein Wort des Freundes hoffen, wir warten bei der Arbeit auf den Feierabend, um endlich die Berufshetze hinter uns zu lassen, und wir warten auf den Bus, um nicht stehen zu bleiben, sondern weiterzukommen. Wir wollen weiterkommen auf dem „Markt der eigenen Möglichkeiten“. Wir erwarten noch was vom Leben, denn das Bisherige kann nicht alles gewesen sein; unser Leben gleicht einem „Leben aus dem Koffer“ und mittels Erwartungen bleiben wir dem Mehr-Wert unseres Lebens auf der Spur.
Adventszeit ist Warte-Zeit, eine Schule des Wartens. Und gerade deshalb wertvolle Zeit. Auf was magst du (heute) warten?
Steffen Kaupp
Foto: Stefan Morgenstern
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