Warten, warten auf Gottes Kommen
Warten
Der Zug hat Verspätung. Natürlich. Geschenkte Zeit? Sich ins Unvermeidbare schicken. Dann: Innere Unruhe. Vertane Zeit? Verlorene „Lebenszeit“? Hilflosigkeit. Angst um den nächsten Anschluss. Ich will nicht warten. Ich will ankommen! Ärgerliches Warten.
Warten
Eine lange Schlange vor der Teststelle. Anstehen und warten vor dem Impfzentrum. Wie lange das dauert. Die Zeit läuft mir davon. Ungeduld steigt in mir auf. Wieder drängt sich jemand vor. Unmut entlädt sich. Die lassen mich warten. Wütendes Warten. Deprimierendes Warten.
Warten
Die Zeit wird lang, die zwischen den Visiten liegt. Sich an den Blick der Ärztin erinnern. Ungesagtes zu entziffern suchen. Gutes heraushören wollen … An die Kinder denken, an die Arbeit, an das Leben. Banges Warten. Zermürbendes Warten, wenn die bösen Gedanken kommen.
Warten
Wann kommt der Besuch? Hat er uns vergessen? Ist etwas dazwischengekommen? Es wird doch nichts passiert sein? Soll ich nochmal anrufen? … Ich werde immer unruhiger. Nervös machendes Warten.
Warten
Wie oft noch schlafen? Wann ist es Weihnachten? Warum erst eine Kerze? Aber morgen, gell, die zweite? Und übermorgen die dritte und über-übermorgen die vierte: dann ist doch Weihnachten, nicht? Ach warum vergeht die zeit so langsam? Was bekomme ich geschenkt? Bekomme ich auch alles, was ich will? Wie oft noch schlafen, bis Weihnachten kommt? Kindliches Nicht-Warten-Können.
Warten
Was denn sonst? Dösen. Die Zeit totschlagen. Von Essen zu Essen, den Fernseher laufen lassen ohne hinzuschauen. Leben ohne Termine. Einsames Leben. Warten -worauf?
Warten
Warten auf Glück. Auf eine Ganzheit, die ich nicht beschreiben kann, auf erfüllte Sehnsucht, die mich ganz glücklich machen würde. Mit Leib und Seele. Warten, dass mein Leben gut wird. Und mich keine Fragen mehr quälen, ich vergessen kann. Warten auf Glück. Frieden.
Warten
Warten auf einen Blick voller Verstehen, auf ein Wort aus Hoffnung. Warten auf Erfüllung, auf Sinn. Warten, dass ich zu mir selbst komme, weil einer zu mir kommt: Gott erwarten. Advent. Kerze für Kerze, Licht für Licht, Stück um Stück Gutes, trostreiches erwarten. Wieder einmal. Gegen alle bisherigen Erfahrungen …
Warten
Ich bewahre mir Hoffnung. Warten, ich weiß, dass das, was ist, nicht alles ist. Mein Horizont ist nicht der allumfassende. Meine Enttäuschungen sind nicht die ganze Wahrheit. Meine Einsamkeit ist nicht alles. Mein Erfolg nicht das ganze Leben.
Warten – bis ich berührt werde. Berührt von Licht. Warten, bis Gott einzieht in mein Leben und Denken.
Advent: Warte nur … Er kommt!
Christina Hörnig, Referentin Dekanat & Stadtkirche Ludwigsburg
Foto: Stefan Morgenstern
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