Neustart in der Insektenhotel-Manufaktur

In der Therapeutischen Holzwerkstatt der Karlshöhe werden kunstvolle Insektenhotels in anspruchsvoller Handarbeit und zahlreichen kleinteiligen Arbeitsschritten aus Naturhölzern gebaut. Das bietet Arbeit für Menschen, die aus der Gesellschaft herausgefallen waren und hier wieder gebraucht werden.

Mit ruhiger Hand bestreicht Beate Göran* ein kleines Schilfrohr mit Leim und klebt dieses in ein Holzhaus, das später einmal zu einem Insektenhotel wird. „Beim Einkleben hat hier jeder seine eigene Technik“, sagt sie.

Schaut man sich den Rohbau des Insektenhotels an, könnte es sich vom Grundriss her auch um ein Vogelhäuschen handeln. Im ersten Schritt wird nämlich aus übrig gebliebenem Holz ein Basis-Haus gebaut – dies bildet das Grundgerüst des Insektenhotels.

„Wir schauen hier in der Holzwerkstatt, dass wir kein Holz verschwenden, aus dem was übrigbleibt, bauen wir dann meistens die Insektenhotels“, sagt Georg Walz, Leiter der Therapeutischen Holzwerkstatt. Wichtig sei außerdem, dass das Haus am Ende noch abgeschliffen wird, damit sich die Insekten an den ausgefranzten Schilfrohren nicht ihre Flügel verletzen.

*Name redaktionell geändert

Zuflucht für Hummeln und Wildbienen

In den Insektenhotels fänden hauptsächlich Wildbienen oder auch Hummeln ihren Platz. Diese seien nämlich im Gegensatz zu Honigbienen als Einzelgänger unterwegs. Aber auch verschiedene Käfer und Wespenarten fühlten sich hier wohl. 
Wie lange Beate Göran für die Fertigstellung des Insektenhotels braucht, kann sie noch nicht genau abschätzen. „Das kommt immer darauf an, was man zwischendurch noch alles an Arbeit bekommt.“

Schleichend in die Suchterkrankung

Gearbeitet hat die ehemalige Gelsenkirchnerin ihr Leben lang. Nach ihrer Ausbildung zur Schriftsetzerin war sie viele Jahre in der Produktion einer großen Druckerei tätig. Bis psychische Probleme auftauchten. Ihr stetiger Tröster in diesen Jahren war der Alkohol. Aus dem Glas nach Feierabend entstand schleichend eine Suchterkrankung. „Viel zu trinken war einfach normal geworden in meinen Leben und half gegen die Angst“, erklärt sie.
Irgendwann habe sie dann die Polizei alkoholisiert im Verkehr erwischt, woraufhin ihr der Führerschein entzogen wurde. 
Mittlerweile ist Beate seit über einem Jahr trocken, das hat sie nicht zuletzt ihrem Bruder zu verdanken. „Mein Bruder hat mich zur Entgiftung nach Winnenden geschickt und von da aus bin ich auf die Karlshöhe.“

Loslassen pur im Grünen

Im Wohnhaus „Haus auf der Wart“ hat Beate Göran einen Neustart vorgenommen. Durch die Arbeit in der Holzwerkstatt findet die 63-jährige eine Tagesstruktur und erfährt, dass sie noch gebraucht wird. Beate ist nun seit rund einem Jahr fester Bestandteil des Teams der 17 Mitarbeitenden der Holzwerkstatt.

Den Ruhrpott vermisse sie nicht, da sei die Landschaft viel dichter verbaut und nicht so grün und abwechslungsreich wie hier im Raum Ludwigsburg. Wenn sie nicht arbeite, dann fahre sie gerne mit ihrem Fahrrad durch die Natur. „Von der Karlshöhe bin ich sofort auf den Feldern und Wiesen oder im Wald“, das sei für sie „Loslassen pur“.


Fotos: Stefan Morgenstern

Geheimtipp Werkstattladen

Dirk Petersen freut sich über Kundschaft. Er leitet den Werkstattladen der Karlshöhe. Hier werden die Produkte der Therapeutischen Werkstatt verkauft.

Neustart in der Insektenhotel-Manufaktur

In der Therapeutischen Holzwerkstatt der Karlshöhe werden kunstvolle Insektenhotels in anspruchsvoller Handarbeit und zahlreichen kleinteiligen Arbeitsschritten aus Naturhölzern gebaut. Das bietet Arbeit für Menschen, die aus der Gesellschaft herausgefallen sind und hier wieder gebraucht werden.

„Die Werkstätten sind kein Heimatersatz, aber ein Halt“

Die Therapeutische Werkstatt der Karlshöhe beschäftigt Menschen mit besonderen psychischen und sozialen Schwierigkeiten. Etwa 70 Personen mit Unterstützungsbedarf arbeiten hier. Sie finden über sinnvolle Beschäftigung wieder in eine Tagesstruktur.

Sinnvolle Beschäftigung als Wegweiser

Zur Therapeutischen Werkstatt der Karlshöhe zählt die Druckerei. Dort steht eine ältere Offset-Druckmaschine, an der in liebevoller Handarbeit vielfältige Drucksachen entstehen. Auftraggeber*innen sind Kirche, Diakonie, Wirtschaft und öffentliche Hand.

Ein Besuch in der Therapeutischen Werkstatt Bietigheim

Die Menschen, die an großen Tischen sitzen, arbeiten am Bildschirm, an einer Maschine oder handwerklich. Was allen gemein ist: Sie haben eine Aufgabe – ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten entsprechend.