Eine Andacht zum Thema Brot
Dieses Jahr geht es auf der Karlshöhe viel um das Thema Brot entsprechend dem Jahresfest-Motto und auch im Hinblick auf die Aktion Karlshöher Herzle. Wir möchten dabei aber auch den geistlichen Aspekt nicht zu kurz kommen lassen.
Eine Andacht zum Thema „Brot“ von Diakon Eberhard Seyfang
Vor einigen Wochen an einem sommerlichen Samstagabend gegen 22 Uhr hörte ich draußen ein diffuses Motorengeräusch, ein ständiges Brummen und Klappern, einmal lauter und einmal leiser. Eine Zeit, zu der normalerweise niemand mehr „schafft“ in der Umgebung und es in unserer Wohnstraße sehr ruhig ist.
Da kam mir die Erkenntnis: Das ist ein Mähdrescher auf dem nahen Feld, der nun
das Getreide aberntet. Roggen, Weizen oder Hafer sind jetzt trocken genug für die Einlagerung, da muss die Ernte im Zweifelsfall auch nachts und am Wochenende sicher eingebracht werden. Der Bauer aus der Umgebung legt eine Nachtschicht ein, dass wir unser Brot bekommen. Denn davon leben wir Menschen seit Urzeiten.
Das Brot war schon zu Zeiten Jesu ein Hauptnahrungsmittel. Es wurde in Fladenform oft auch zum Tunken und Aufgreifen verwendet – anstelle eines Bestecks. Und frisch Gebackenes ist ja in vielerlei Form etwas Wunderbares – mir reicht oft schon eine ofenfrische Brezel mit etwas Butter darauf!
Wir benötigen unser tägliches Brot, um am Leben zu bleiben. Und darum dürfen wir Gott bitten, der es uns schenkt, durch Regen, Sonne und Erde, durch die Kraft der Bauern, des Müllers und der Bäcker.
Wir bitten um das tägliche Brot, damit wir Mittel zum Leben haben. Doch das Leben ist nicht nur Essen und Trinken, es besteht auch darin, dass andere uns Zuwendung und Liebe schenken. Wir leben auch durch ihre Zuneigung, durch ein Lächeln, ein gutes Wort, eine fröhliche Geste. Wir existieren durch helfende Hände, die sich um uns kümmern, uns das Essen reichen, wenn wir es selbst nicht mehr können; durch Menschen, die mit uns reden, die sich um uns sorgen, damit wir gut aufgehoben sind. Auch das ist – im übertragenen Sinne – ein Brot des Lebens, das wir Gott verdanken.
Es gibt leider immer noch sehr viele Menschen, die es nicht so gut haben wie wir, die nicht versorgt sind mit Grundliegendem. Die Angst haben müssen, um ihr Leben, weil beispielsweise Krieg herrscht oder Dürren übers Land ziehen, weil sie vielleicht arm sind und kein Geld haben; oder weil sie keine Arbeit haben und ihre Familien nicht versorgen können. Ihnen mangelt auf so unbeschreiblich vielfältige Weise das Brot des Lebens, auf das sie ein Recht haben.
Gott will, dass wir einander helfen. Er ist mit den Menschen, die sich füreinander einsetzen, die Spenden oder Engagement verschenken, die sich für jene ohne Stimme stark machen. Denn Gott möchte, dass für alle genug da ist.
Für uns Christen ist das Brot auch ein Bild für spirituelle Nahrung. Eine sehr starke Hilfe, die wir dabei nutzen können, ist das Gebet. Das Gebet vermag alles, ist so mächtig, dass selbst Berge versetzt werden können, so steht es in der Bibel. Und im Zentrum aller Gebete steht das Vaterunser.
Wir beten im Vaterunser nicht nur für uns, um unser tägliches Brot, sondern es ist eine solidarische Bitte. Wir bitten um Teilhabe für alle, die ebenfalls die Mittel zum Leben benötigen. Der Gott der Liebe benötigt unsere Gebete, damit sich die Welt zum Guten verändert.