Psychische Erkrankungen sind auf dem Arbeitsmarkt kein Ausschluss-Kriterium mehr

Das Ausbildungszentrum der Karlshöhe zeigt anlässlich eines Fachtages, wie erfolgreiche Beschäftigung gelingt.

v.l.n.r. Thomas Klenk, Martina Tetz, Dr. Sabette Elter, Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht

Das Ausbildungszentrum (AZK) der Stiftung Karlshöhe Ludwigsburg ist seit über 60 Jahren ein verlässlicher und kompetenter Partner in der Region in der außerbetrieblichen Reha-Ausbildung für junge Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen. Wie wertvoll die Absolventen aus insgesamt sieben Ausbildungsgängen für die Wirtschaft sein können – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels – das zeigte ein wissenschaftlicher Fachtag auf der Karlshöhe am 14.3.2024. Dabei ging es zentral um das Thema psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz und wie junge Betroffene – so OB Dr. Matthias Knecht in seinem Grußwort – „durch die wertvolle Arbeit der Karlshöhe voll integriert sein können“.

„Information und Aufklärung – das ist das Anliegen unseres Symposiums“, erklärte Martina Tetz, Geschäftsbereichsleiterin des AZK. Über 20 namhafte Firmen, darunter Unternehmen wie SAP, Porsche, IBM, Wüstenrot & Württembergische oder Rolf Benz hatten die Gelegenheit genutzt, sich ausführlich zu informieren,  wie die jungen Menschen mit Einschränkungen auf der Karlshöhe ausgebildet und auf das Berufsleben vorbereitet werden.

Viele Betriebe und Verwaltungen aus Stadt und Landkreis haben im Lauf der Jahrzehnte AZK-Absolventen mit psychischen Erkrankungen eingestellt, die zu langjährigen Mitarbeitenden geworden sind. Fachlich sind alle Voraussetzungen vorhanden, da beispielsweise die Bürokaufleute, die Kaufleute im E-Commerce, die Bürofachpraktiker, die Kaufleute im Verkauf und im Einzelhandel sowie Hauswirtschafter oder Alltagsbetreuer regelmäßig zu den Besten der jährlichen IHK-Prüfungen in Ludwigsburg gehören.

„Menschen, die intelligent und begabt sind und in ihrem Leben beispielsweise eine psychische Erkrankung bewältigen müssen, sind häufig sehr ehrgeizig und wollen etwas erreichen“, sagt Martina Tetz. Nach Sicht der erfahrenen Erwachsenenpädagogin sind diese Jugendlichen „sogar mitunter resilienter, das zeigt eine Studie, da sie früh gelernt haben sich behaupten zu müssen und nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, wenn die Lösung einmal etwas kniffliger ist“. Hinzu komme, dass viele Jugendliche nur in diesem Lebensabschnitt eine psychische Erkrankung zeigen und später im Leben eine „ganz normale“ Weiterentwicklung aufweisen.

Gut besucht: Der Fachtag findet regen Anklang bei den Gästen.

Sogar Schizophrenie in den Griff bekommen

Dr. Sabette Elter, Leiterin des Medizinisch-Psychologischen Dienstes des AZK, beschrieb in ihrem Vortrag eindrucksvoll das Beispiel eines AZK-Absolventen, der vor der Ausbildung auf der Karlshöhe sogar an schwerer Schizophrenie litt und heute leitender Mitarbeiter in einer namhaften Firma der Region ist. „Er litt unter Wahnvorstellungen und Paranoia, hinzu kamen Denk- und Konzentrationsstörungen; aber mit einer Mischung aus medikamentöser und therapeutischer Behandlung haben wir das dauerhaft in den Griff bekommen“, sagte Dr. Elter. Bemerkenswert dabei sei, dass „Menschen mit Schizophrenie oft kognitiv stark, sehr kreativ und besonders erfinderisch sind“, ergänzte die Psychologin. Gleiches gelte auch für andere psychische Erkrankungen, deren Betroffene sich typischerweise durch „besondere positive Skills“, so Dr. Elter, gegenüber der Durchschnittsbevölkerung auszeichneten. Einmal richtig eingestellt, könnten viele dieser Menschen wertvolle Mitarbeitende werden, die sich beispielsweise durch „starke Motivation und trainierte Selbstdisziplin“ sogar als Führungskraft empfehlen.

Was für Erfahrungen ein Weltunternehmen wie SAP beispielsweise mit psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz gemacht hat – darüber referierte Dr. Lea Scheidt, zuständige Betriebsärztin des Software-Giganten aus Walldorf. „Ein betriebliches Gesundheitswesen muss auf die Mitarbeitenden und die Unternehmenskultur zugeschnitten sein“, erklärte sie. Denn nur dann könne es in die DNA des Unternehmens übergehen. Bis dieser Punkt erreicht sei, gelte es die Mitarbeitenden und vor allem die Führungskräfte intensiv zu schulen. Dass ein solcher Prozess „nicht über Nacht vollzogen werden könne“, sei klar. „Das ist eine über Jahre voranzutreibende Entwicklung, die Ressourcen von Mitarbeitenden, aber auch Geld kostet“, sagte die erfahrene Gesundheitsmanagerin. Umso wichtiger sei es, in engem Austausch mit der Führungsebene und den Mitarbeitenden zu sein. Denn nur wenn sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende den Mehrwert des internen Gesundheitswesens erkennen, würde sie es in ihrem Arbeitsalltag auch leben. „Es muss ein Gefühl für die Bedürfnisse von erkrankten Mitarbeitenden geschaffen werden, egal ob die Krankheiten psychischer oder physischer Natur sind“, sagte Dr. Lea Scheidt.

Grundständige Erfahrungen, die in zwei großen Diskussionsrunden vertieft wurden, wobei sich alle Tagungsgäste einig waren, dass psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz keine unüberwindbaren Hürden darstellen, sondern dass Menschen mit Einschränkung mit den richtigen Unterstützungsmaßnahmen ebenso ihren Beitrag in der Arbeitswelt leisten können wie alle anderen auch.

Teilnehmende Firmen und Institutionen:

  • SAP SE
  • Porsche AG
  • Neff GmbH
  • Rolf Benz AG & Co.KG
  • Klinikverbund Südwest GmbH
  • Wüstenrot & Württembergische
  • Fachabteilung Stadt Ludwigsburg / Oberbürgermeister
  • IHK Ludwigsburg
  • Agentur für Arbeit
  • Kitzbergklinik Badmergentheim
  • Universitätsklinik Heidelberg / Allgemeine Psychiatrie
  • Stadt Kornwestheim
  • Bundesagentur für Arbeit (Teams aus Baden-Württemberg)
  • Klinikum Winnenden
  • EH Ludwigsburg
  • Klinikum Weinsberg
  • Klinikum Winnenden
  • Landeshauptstadt Stuttgart
  • IBM
  • Wucato Marketplace GmbH
  • Gebr. Lotter KG

Weitere exemplarisch vorgestellte psychische Erkrankungen im Kontext erfolgreichen psychischen Gesundheitsmanagements am Arbeitsplatz:
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (Borderline)
Trauma-Folgestörungen
Hochfunktionaler Autismus

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