Zeichnen gegen die Angst

Drei Auszubildende der Karlshöhe in Ludwigsburg erhielten für ihren Comic den Förder­preis für ihren Comic über Sozialphobie – ein klares Zeichen gegen die Tabuisierung psychischer Erkrankungen.

Wettbewerbe gibt es viele. Vielleicht sind es jedoch nur wenige, bei denen junge Men­schen mit ihren Gedanken wirklich etwas bewegen können. Beim aktuellen 67.Schüler­wettbewerb des Landtags Baden-Württemberg stand genau das im Mittelpunkt: gesellschaftlich relevante Themen sichtbar machen. Teilnehmende konnten sich kreativ ausdrücken, Miss­stände ansprechen oder persönliche Erfahrungen teilen. Die Beiträge reichten von Comics bis Podcast-Folgen bis hin zu Erörterun­gen. Besonders beeindruckend waren die Auszubildenden des Ausbildungszentrums (AZK) der Karlshöhe Ludwigsburg, die gleich mit mehreren ihrer Projekte ausgezeichnet wurden.

Das Ausbildungszentrum der Karlshöhe in Ludwigsburg bietet jungen Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen eine praxisnahe Reha-Ausbildung. In insgesamt acht verschiedenen Berufs­feldern wie Büromanagement, Einzelhandel, Haus­wirtschaft und Alltagsbetreuung. Mit rund 120 Auszubil­denden und 70 Mitarbeitenden verbindet das Zentrum Fachunterricht, Übungsfirmen, externe Praktika und enge sozialpädagogische Begleitung. Ziel ist die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt.

Für ihre Arbeit mit dem Titel „Sozialphobie und der lange Kampf – gezeichnet als sozialer Comic“ wurden Dominik Damerow (26), Lea Großmann (23) und Milan Winzenried (27) mit dem herausragenden Förderpreis ausgezeichnet. Die Idee teilzunehmen, war im Unterricht mit ihrer Lehrerin Astrid Gutbrod entstanden. Zwar gab es vorgegebene Themen, doch letztlich entschieden sie sich unter dem Oberthema „Breaking News-Was bewegt uns aktuell“, ein eigenes zu entwickeln.

Das Foto zeigt Dr. Wolfgang Reinhart und Beiratsvorsitzenden Ralf Nentwich mit einigen Schülern im Landtag.

Die Karlshöher Preisträger:innen (v.l.n.r.): Dominik Damerow (26), Milan Winzenried (27) und Lea Großmann (23)

Sozialphobie – eine spezielle Angststörung

In ihrem Comic setzen sich die drei Auszubildenden intensiv mit dem Thema Sozialphobie auseinander-die Angst vor sozialen Situationen, in denen andere Menschen etwas beur­teilen oder kritisieren könnten. Selbst alltägliche Situationen wie das aktive Ansprechen von Menschen an der Supermarktkasse oder beim Arzt können für betroffene zur Heraus­forderung werden. „Personen, die sowas noch nie erlebt haben, können es nicht nach­vollziehen“, erzählen die drei Auszubildenden.

„Eine Zeit lang haben mir nur noch meine Kopfhörer und Kaugummis geholfen, mich zu beruhigen“

Der Comic veranschaulicht diese Ängste und zeigt die extremen Empfindungen, die damit einhergehen können. Alle Beteiligten haben einen persönlichen Bezug zu dem Thema und möchten mit ihrer Arbeit Aufmerksamkeit schaffen. „Wir haben wirklich lange an dem Comic gearbeitet und sehr viel Zeit reingesteckt. Manchmal haben wir uns mehrmals am Tag für ein paar Stunden zusammen hingesetzt, um daran weiter­zumachen“, erzählen die drei Preisgewinner. Ein wichtiges Ziel sei es, die erarbeitenden Projekte auszustellen, um andere Menschen zu informieren und zur Auseinandersetzung mit dem Thema anzuregen. „Als Betroffene oder Betroffener bekommt man oft Kommentare, dass man sich zusammenreißen soll oder die Leute belächeln einen“, berichtet Lea Großmann. Der Comic ist weit mehr als eine kreative Darstellung-er ist ein klares Statement gegen das gesellschaftliche Tabuthema rund um psychische Erkran­kungen und eine mutige Antwort auf verletzende oder abwertende Kommentare, mit denen die Betreffenden häufig konfrontiert worden.

Hier geht’s zum Comic: https://www.schuelerwettbewerb-bw.de/preistraeger/sozialphobie-und-der-lange-kampf/

Zu wenig Therapieplätze, Betroffene oft auf sich gestellt

Gerade seit der Corona-Pandemie sei es noch schwieriger geworden, einen Therapie­platz zu finden. „Eine Zeit lang haben mir nur noch meine Kopfhörer und Kaugummis geholfen, mich zu beruhigen“, erklärt Dominik Damerow. Aufgrund dessen haben sich die Auszubildenden für Symbole innerhalb ihres Comics entschieden-ein eingesperrtes Herz oder eine „Safe Bubble“, in der sich der Hauptcharakter aufhält. Diese Zeichen stehen für Fragen und Gefühle, mit denen sich die Auszubildenen selbst auseinandersetzen.

Auch die weiteren Auszubildende des AZK, die sich ebenfalls am Wettbewerb beteiligt hatten, wurden für ihre Beiträge ausgezeichnet, beispielsweise für ein Poetry-Slam-Beitrag oder einen weiteren Comic. Caroline Beck, Marie Hoffmann und Luisa Klamt wurden für ihre Erörterung zum Thema „Sind Frauen in Deutschland gut geschützt?“ mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Das Thema liege den drei Autorinnen besonders am Herzen, denn es sei nach wie vor hochaktuell und gesellschaftlich relevant. Entsprechend engagiert setzten sie sich mit den verschiedenen Facetten des Schutzes von Frauen in Deutschland auseinander. Dass die drei Auszubildenden den ersten Platz gewonnen hatten, konnten sie anfangs gar nicht glauben. Besonders herausfordernd war für sie der Umfang der Arbeit-denn insgesamt verfassten sie eine zehnseitige Erörterung.

Die Vielfalt der Themen und Ausdrucksformen zeigt die große Bandbreite an Themen, die die Auszubildenden bewegen. Ein besonderes Zeichen der Anerkennung erhielt außerdem das AZK selbst: Es wurde mit einer Urkunde für seinen wertvollen Beitrag zur politischen Bildung im Rahmen des Schülerwettbewerbs des Landtags Baden-Württemberg geehrt.

Der Schülerwettbewerb des Landtags von Baden-Württemberg richtet sich an Jugendliche ab der neunten Klasse und will das politische Interesse junger Leute stärken. Alljährlich ruft die Landtagspräsidentin Muhterem Aras junge Menschen aus dem ganzen Bundesland dazu auf, zu aktuellen Themen Stellung zu nehmen. In verschiedenen Aufgabenformen, beispielsweise Erörterungen, Podcast-Folgen oder kreativen Projekten, setzen sich die Teilnehmenden damit auseinander. Jedes Jahr beteiligen sich rund 2.500 Jugendliche mit etwa 2.000 Arbeiten am Wettbewerb.

Bericht: Helen Slusar

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