Dienstagabend Probe, im Herbst Chorwochenende: In der Kantorei läuft der Alltag wieder wie gewohnt
Kaum war Ende Oktober die furiose Aufführung von Haydns „Schöpfung“ im Urban Harbor verklungen, ging es mit der Johannespassion weiter. So tönte es im Advent noch recht schräg und gar nicht weihnachtlich „Kreuzige ihn“ aus dem Hörsaal 3 der Evangelischen Hochschule. Aus gutem Grund! Denn nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Das gilt nicht nur für die vielen neuen Sängerinnen und Sänger. Auch die inzwischen nicht mehr so vielen, die „schon immer und ewig“ in der Kantorei der Karlshöhe und die „Jopa“ in- und auswendig singen, ist Dienstagabend, 20 Uhr, fest gebucht. Obwohl versäumte Chorproben seit Ende 2022 – dank regelmäßiger Aufzeichnung – online nachgeholt werden können, geht doch beim gemeinsamen Singen und Intonieren nichts über live. So drängen sich dienstags an die 70 Sängerinnen und Sänger im Probenraum.
Bekanntes und vor Zeiten gut Gekonntes bestimmen die großen Konzerte 2023, denn beide Werke hat die Kantorei schon als szenisches Musiktheater aufgeführt: im März die Johannespassion und im Oktober Händels „Messiah“, der allerdings in der englischen Originalversion. Nikolai Ott will die Kantorei nach Corona konsolidieren, Erfahrene und die Neulinge zusammenführen. Das gelingt vielleicht am besten mit Werken, die viele schon kennen? Sicher ist das auch der Grund, warum im Frühjahr 2023 in so vielen Kirchen die Johannespassion aufgeführt wird. Die Karlhöher Kantorei hat zu ihrem Jubiläum in der Coronazeit zwar große Konzerte gestemmt, doch auch sie will wieder da ankommen, wo sie aufgehört hatte.

Und zwischen den Konzerten ist ja noch das Jahresfest! Dieses Mal mit der Bachkantate „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“. Nikolai Ott spöttelt, das habe nichts mit der S-Bahn zu tun: „Nicht zu uns hält“ würde man heute sagen. Die Kantate stammt aus dem Choralkantatenjahrgang 1724 und spannt schon den Bogen in dieses Jubiläumsjahr. 2024 steht Argentinien steht auf dem Programm, Begegnung und Konzerte mit einem argentinischen Chor. Mit 300 Jahre alten Bachkantaten im Gepäck fliegt die Kantorei der Karlshöhe Ende Oktober, Anfang November 2024 nach Argentinien. Gleichfalls einstudiert werden Werke des Jesuitenmissionars Domenico Zipoli, der vor 300 Jahren in Argentinien auf die Wirkung der Musik setzte und für seine sonntäglichen Gottesdienste komponierte.
Termine:
Johannespassion von Johann Sebastian Bach am Sonntag, 2. April, 17 Uhr, Kirche der Karlshöhe. Karten online bei Easy Ticket Service, in der Stadt ebenda und bei Karlino, Mörike-Buchhandlung, Mylius-Apotheke Schillerplatz, im LKZ-Kundencenter und vor dem Konzert in der Kirche.
Kantatengottesdienst zum Abschluss des Jahresfestes am Sonntag, 7. Mai, 16.30 Uhr, in der Kirche der Karlshöhe. Bachkantate Nr.178 „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“.
„Messiah“ von Georg Friedrich Händel am Sonntag, 29. Oktober, 17 Uhr, in der Friedenskirche Ludwigsburg.
Text: Gertrud Schubert
Fotos: Andreas Karl